Sambia: Smiling Kids Zambia in Chipata

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Smiling Kids Zambia bedient sich eines erfolgreichen Ansatzes zur Integration von Waisen- und Strassenkindern. Spielerisch üben sie in sechs Fussballteams soziale Kompetenzen und verbessern ihre seelische und körperliche Gesundheit. Parallel zum Sportprogramm entstand 2008 eine Theater- und Musikgruppe. Beide Angebote motivieren 150 Kinder und Jugendliche zum regelmässigen Training und ermöglichen so eine seriöse Abklärung ihrer Situation und ihrer Bedürfnisse. Dies schafft die Voraussetzung für die begleitete Einschulung bis hin zur Berufsbildung und für die Platzierung bei Pflegeeltern.

Eckdaten des Projekts

Adresse

Smiling Kids Zambia
P.O. Box 510937
Chipata
Zambia
Telefon +(260) 216 223764
www.smilingkidszambia.org

Eröffnung

2003

Leitung

Jane Jere, Projektverantwortliche
Stephen Mawere, Cheftrainer

Begünstigte

150 Strassen- und Waisenkinder
lokale Mitarbeitende des Projekts

Infrastruktur
  • Kinderhaus / Projektzentrum
  • zur Verfügung gestellte Trainingsplätze der Stadt
  • Bibliothek mit Schul- und Fachbüchern für Nachhilfeunterricht
  • zwei Häuser zum Vermieten (Einkommen für die Organisation)
  • Büro, Unterstand zum Kochen, Feuerholz sparende Kochöfen, Wassertank
Ausbildung und Betreuung
  • Erfüllung elementarer Bedürfnisse wie Essen, Hygiene und Gesundheitsfürsorge
  • Integration in das Fussballteam und die Theatergruppe
  • 24-Stunden-Betreuung für 15 Vollwaisen im Kinderhaus
  • Einschulung und Nachhilfeunterricht für 150 Kinder und Jugendliche
  • Berufsbildungsstipendien
  • Suche nach neuen Pflegefamilien
Projektkosten EEF

CHF 80’000.– (2023)

Projektdauerseit

seit 2004

Projektziel

Integration von Waisen und Strassenkindern in Schule und Gemeinde

Das Projekt

Ausgangslage

Chipata, Hauptstadt der Ostprovinz von Sambia, zählt mit den Aussenquartieren rund 350'000 Einwohner, vermittelt aber nicht den Eindruck einer Grossstadt. Es gibt kaum industrielle Anlagen, Arbeitslosigkeit und Armut sind die Regel. Über die Hälfte der Bevölkerung Sambias lebt unter der Armutsgrenze und knapp die Hälfte ist unterernährt. Einem Grossteil der Einwohnerinnen und Einwohnern Chipatas mangelt es insgesamt an wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsmöglichkeiten und Perspektiven.

Die hohe Zahl der HIV-infizierten Menschen stellt eine grosse Belastung für Gemeinde und Wirtschaft dar. Viele Kinder werden zu Vollwaisen und finden bei den überlasteten Angehörigen zu wenig Hilfe. Sie haben kein Zuhause und verbringen die meiste Zeit auf der Strasse. Hier leben sie von Gelegenheitsarbeiten wie Autowaschen oder Lastentragen, müssen aber auch betteln oder begehen Diebstähle. Die meisten Strassenkinder sind männlich, verwahrlost, krank und haben keine Schulbildung.

Strassenkinder sind in Chipata ein relativ neues Phänomen. Angesichts der sozialen Misere und der hohen Rate von HIV-infizierten Menschen ist anzunehmen, dass ihre Zahl weiterhin hoch bleiben wird. Es besteht weiterhin Handlungsbedarf.

Projektverlauf

Bereits im Januar 2003 lancierte Smiling Kids Zambia (SKZ) unter der Leitung von Esther Bürki, einer Pflegefachfrau aus Bern, ein Pilotprojekt für Strassenkinder in Chipata. Auf diesen Erfahrungen aufbauend, initiierte der equal education fund (EEF) zusammen mit Smiling Kids Zambia das vorliegende Projektkonzept. Im Oktober 2004 ging die Projektleitung in einheimische Hände über. Seit Mai 2007 wird das Projekt von der Sambierin Jane Jere geleitet. Sie ist ausgebildete Pädagogin und war seit dem Projektstart für die Betreuung und Einschulung der Kinder zuständig.

Smiling Kids Zambia arbeitet dank einer verblüffenden Idee äusserst erfolgreich: Das Projekt bietet Strassenkindern an, Fussball zu spielen. Erst der Reiz des Fussballspielens kann die Kinder regelmässig von der Strasse wegbringen und dazu motivieren, vier halbe Tage pro Woche zum Training zu erscheinen. Diese Konstanz erlaubt es, ernsthaft mit den Kindern zu arbeiten und ihnen bei der Integration in Schule und Gemeinde zu helfen.

120 Kinder und Jugendliche trainieren viermal pro Woche Fussball. Sie spielen jeweils am Samstag ein regionales Meisterschaftsspiel. Aufgeteilt sind die Trainings in sechs Mannschaften: ein Mädchenteam, je eine U-12, U-15, U-17 und Amateur-Mannschaft sowie ein Team, welches in der «Division 1»-Liga spielt und keiner Altersbeschränkung unterliegt. Das engagierte und kompetente Betreuerteam fördert die körperliche und psychische Entwicklung der Kinder und ihre Rückkehr an die Schule. Weitere zwanzig Kinder nehmen regelmässig am Musik- und Theaterangebot des Projektes teil. Zusammen mit dem Fussballteam für weibliche Waisen aus ärmsten Verhältnissen stieg der Mädchenanteil bei den Begünstigten damit auf 20 Prozent. Für fünfzehn Waisenkinder ohne jegliche Angehörige konnte in Chipata ein Haus gekauft werden. Hier werden sie von professionellen Betreuerinnen und Betreuern umsorgt und erhalten Raum und die Möglichkeit, wieder «Kinder» zu sein. Eine ausgebildete Lehrperson organisiert wochentags den Nachhilfeunterricht.

Erfolge und Herausforderungen

Das Projekt begegnet dem komplexen Problem der Strassenkinder mit einem vielversprechenden Ansatz: Es gelingt, mit Fussball und Theater die Kinder zu resozialisieren. Smiling Kids Zambia ist ein Beweis dafür, dass die Bereiche Sport und Entwicklung sinnvoll und wirksam kombiniert werden können. Die Fussballteams und die Theatergruppe motivieren die Kinder, längerfristig und zielorientiert im Projekt mitzuarbeiten.

Die weit verbreitete HIV-Infektion ist eine ständige Herausforderung. Jederzeit ist mit dem Verlust von Kindern und Mitarbeitenden zu rechnen. Auch andere Krankheiten sind bei den schlechten hygienischen Bedingungen allgegenwärtig. Die hohe Sterblichkeit kann die Entwicklung des Projekts auf Dauer beeinträchtigen.

Korruption ist ein Problem in Chipata. Eine Stärke des Projektes liegt darin, bereits in der Pilotphase integre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden zu haben. Auf diesem bestehenden sozialen Netzwerk können wir aufbauen. Eine transparente Kommunikation und die Ablehnung korrupter Machenschaften sind für die Projektmitarbeitenden ein Muss.

Die Zusammenarbeit mit den Schulen und anderen staatlichen Stellen verläuft routiniert. Da wir das einzige Kinderhaus des gesamten Distriktes unterstützen, welches flexibel Waisen aufnehmen kann, entwickelte sich eine enge Kooperation mit der sambischen Sozialbehörde. Diese Behörde weist aufgegriffene Kinder an Smiling Kids Zambia und hilft dabei, geeignete Pflegeeltern für die Waisen zu finden. Seit Projektstart konnten insgesamt für über 230 Kinder und Jugendliche Plätze bei Familien gefunden werden, die bereit und in der Lage waren, die ehemaligen Strassenkinder aufzunehmen und für sie zu sorgen. Und über 50 Jugendliche konnten dank Stipendien und Unterstützung von Smiling Kids Zambia eine Berufsausbildung absolvieren.

Ziele

Reintegration von Kindern aus Chipata in Schule und Gemeinde. Mittels der Faszination des Fussballs und des Theaters sollen sie von der Strasse weg auf die Schulbank gelockt werden. Ein Kinderhaus bietet Platz für fünfzehn Vollwaisen ohne jegliche familiäre Einbettung. Alle Kinder, die am Projekt beteiligt sind, erhalten ausgewogene Nahrung und werden medizinisch versorgt. Nach erfolgreichem Schulabschluss können die Jugendlichen mittels eines Stipendiums eine Berufsausbildung in Angriff nehmen.

Das Projekt strebt eine Verbesserung des Gesundheitszustandes und der Ausbildung der Kinder an. Zusätzlich erleben die Strassenkinder im Fussballspiel oder bei Aufführungen vor Publikum Teamgeist, erwerben Sozialkompetenz und erhalten Anerkennung. Sie lernen andere Werte und Regeln als diejenigen der Strasse kennen.

Die Organisation und Buchhaltung von Smiling Kids Zambia konnte kontinuierlich verbessert werden und weist heute einen hohen Professionalisierungsgrad auf. Dies bildet eine wichtige Grundlage dafür, auf das Ziel hinzuarbeiten, die projekteigene Mittelbeschaffung auszubauen.

Unterstützung durch den EEF

Die Unterstützung des equal education fund (EEF) garantiert den Betrieb des Kinderhauses und stellt die Infrastruktur, die Ausrüstung sowie das Training von sechs Fussballmannschaften und einer Theatergruppe sicher. Unser Projekt ermöglicht die Versorgung von 150 Waisenkindern und sichert deren Integration in die Schule. Die Anschubfinanzierung durch die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) ist ein Zeichen dafür, dass unser Projekt bei erfahrenen Fachleuten auf grosses Interesse stösst.

Der EEF informiert sich jährlich direkt vor Ort über die Entwicklung und den Stand des Projekts. Smiling Kids Zambia erreichte bereits vieles. Doch braucht es noch personelle und materielle Ressourcen dazu, die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Ein wichtiger Teil unserer Unterstützung fokussiert auf die Kompetenz zur lokalen Mittelgenerierung. Die sambische Organisation soll ihre Arbeit zunehmend selbstständig mit Spenden, Beiträgen und Eigenmitteln finanzieren können. Entscheidend sind dabei das Vertrauen und der Respekt, die dem Projekt vor Ort entgegengebracht werden. Es ist ein wichtiges Signal, dass Smiling Kids Sambia immer wieder Spenden von lokalen Gönnern entgegennehmen kann.

Sambia

Bevölkerungszahl

19,6 Millionen Einwohner (Schätzung 2022)

Fläche

752’614 km²
(achtzehnmal die Fläche der Schweiz)

BIP pro Kopf

CHF 3’100.– (2020, kaufkraftbereinigt)

EEF-Karte Smiling Kids Sambia

Preise in Chipata (Stand Mai 2019)

  • 1 Liter Benzin:
    CHF 1.15
  • 1 Liter Milch:
    CHF 1.–
  • 1 Liter Coca-Cola:
    CHF 1.20
  • 1 Kilo Brot:
    CHF 2.30
  • 1 Kilo Reis:
    CHF 1.05
  • 1 Kinobillett:
    CHF –.75 (Fussballübertragung in einer Bar. Ein Kino gibt es nicht)
  • 1 Paket Zigaretten:
    CHF 1.60
  • 1 Stück Seife:
    CHF –.90

Quellen:
Human Development Index (HDI), Food and Agriculture Organization of the United Nations, Internationaler Währungsfonds, CIA World Factbook, Angaben von Jane Jere, eigene Gestaltung und eigene Berechnungen

Video

Projektpräsentation